Vergaserabstimmung mit und ohne Lambdasonden

  • Hallo miteinander.

    Da immer wieder die Frage auftaucht, warum und wesshalb Lambdasonde, die einen schwören drauf, die anderen sagen brauche ich nicht, ging ja früher auch ohne usw, möchte ich hier eine kleine Kolumne starten über die Vorteile, Nachteile, vorgehensweise bei der Vergaser Abstimmung. Nicht nur über SU, gerne auch Weber, Dellorto, oder was sonst noch als Gasfabriken an unseren Spridgets benutzt wird. Mir geht es in erster Linie um praktisch verwertbare Dinge, nicht um zitate aus irgendwelchen Vizards und Hammil Büchern. Vielleicht entsteht daraus ja eine kleine Wissensansammlung von der wir alle zusammen profitieren. Es sollte auch so sein, dass vielleicht ein Moderator das hier "begleitet" und immer mal redaktionell aufbereitet, also vielleicht ab und an kondensiert. Mein Ziel wäre, dass am Schluss ein kleines Kompendium entsteht, wie auch ein nicht sooo sehr Schraubinfiszierter eine vorgehensweise in die Hand bekommt um seine Vergasereinstellung zu checken. Für die SU Vergaser gibt es ja die Methode "Pimpele hochdrücken", das bezieht sich aber leider nur auf das Gemisch im Leerlauf.

    Messen, ist ja immer besser als schätzen oder mutmaßen. Allerdings gilt auch, wer misst, misst Mist. Das gilt es nicht zu unterschätzen.


    Ich möchte mal den Anfang machen mit etwas Grundlagen. Wobei ich natürlich auch immer gerne dazulernen kann und möchte. Also, nicht mit EUREM Wissen hintern Berg halten. Also, es geht darum, ein zündfähiges Gemisch aus Kraftstoff/Benzin und Sauerstoff/Luft herzustellen. Diese Mischung, ist aber nur in einem relativ engen Bereich zünd-oder brennfähig. Dieses Verhältnis wird mit dem AFR-Wert bezeichnet, Air-Fuel-Ratio. Also, das Verhältnis von Luft zu Sprit. Sehr schön wird das hier erklärt: https://de.wikipedia.org/wiki/…nnungsluftverh%C3%A4ltnis

    Wenn also eine vollständige Verbrennung aller Luft und Spritteilchen stattfindet, spricht man von einem AFR Wert bei Luft/Benzin von einem AFR Wert von 14,7. Aber, in Gewicht. Das heisst, um 1Kg Benzin zu verbrennen, sind 14,7Kg Luft nötig. Oder, von Lamda 1,00. Die Amis leben den AFR-Wert, wir hier den Lambdawert. Zum Unterschied, der AFR-Wert, ist das absolute Verhältnis der zwei Stoffe, der Lambda Wert ist 1,00 wenn die vollständige Verbrennung der beteiligten Stoff erfolgt. zB bei einem Lambdawert von 0,90 steht nur 90% der Luft zur Verfügung, das Gemisch ist also fett, bei einem Lambdawert von 1,10 ist 10% zuviel Luft vorhanden, das Gemisch ist also zu mager. Das Ganze ist wirklich keine Entdeckung der Neuzeit, das weiss man schon seit 150 oder so Jahren. Maßgeblich haben sich in England die Skinners damit beschäftigt, nachdem sie ihr erstes Automobil gekauft hatten und angefangen haben das ein bissle zu "optimieren", also zu frisieren. Klar fängt man am Vergaser an. Das machen wir ja auch heute noch. Skinners, da klingelt es doch bei vielen. Skinner's Union, jajaja, SU, damit wäre das auch geklärt.

    Zurück zum Gemisch. Bei der Verbrennung entstehen natürlich Abgase, unter anderem auch CO, je fetter das Gemisch, desto mehr CO Gas entsteht. Einen Co Gehalt kann man relativ einfach messen, zB Elektro-mechanisch. Desshalb hat sich diese Art der Messung recht früh schon durchgesetzt. Aber, der CO Gehalt gibt nur einen Hinweis aufs Gemisch, ist also eine indirekte Messung. Aber, wir wollen ja keine 3 Stellen hinterm Komma, sondern nur eine.

    Ich werde grad zum Kaffee gerufen, teil zwei mit den Lambdasonden kommt später.


    Gruss

    Roland

    Einmal editiert, zuletzt von Roland ()

  • Hallo Roland,

    ich hab da noch ein Argument unabhängig von Lambda, AFR Wert, etc.

    Die Motorenentwicklung in GB in den 50er Jahren hat mit einem überfetten Gemisch kalkuliert, sprich optimal wenn Zündkerze dunkel, mindestens Dunkelbraun. Das Benzin wurde mit als Kühlmittel eingesetzt. Nicht gut für die Umwelt, aber damit lies sich die Motortemperatur besonders im Zylinderkopf herunterkühlen. Da darf man dann auch die Heizung schließen ohne dass es zum Hitzkollaps des hinteren Zylinders kommt. Da war es dann auch nicht kritisch wenn die SU Vergaser zu höheren Drehzahlen abmagern.

    Ein optimaler Lambdawert war von den Motorentwicklern nie bedacht.

    Salut

    Marc

  • Hallo Marc,


    da magst Du völlig recht haben, mir geht es hier aber erst mal, um etwas die Grundlagen, also wie und warum das alles zusammenhängt. Das ist sicher ein interessanter Aspekt. Mir wäre das aber recht, wenn wir diese Dinge etwas später, sprich "weiter unten" im Thema diskutieren.

    Mir geht es hier vor allem um aufzuzeigen, dass es wirklich keiner höheren Wissenschaft bedarf zwei SU oder Weber oder was weiss ich abzustimmen. Wenn man ein paar Grundlagen hat, wird auch "Raketentechnik" überschaubar. Um nichts wird soviel brimmborium und Geheimniskrämerei gemacht wie um Vergasernadeln am SU oder Düsenbestückung am Weber/Dellorto


    Gruss

    Roland (der jetzt erst mal zwei Lampen im Wohnzimmer installieren muss)

  • Also gut, dann mache ich mal etwas weiter mit Teil 2, den verschiedenen Messverfahren. Einmal, wie schon in Teil 1 erwähnt, die Messung vom CO gehalt. Das ist die Messmethode, welcher jeder von uns seit Jahrzehnten beim TÜV schon erlebt hat. Man hängt einen Schnorchel ins Auspuffrohr, ein Teil vom Abgas wird durch eine Messmimik gepumpt, dort wird das Abgas mit der Umgebungsluft verglichen und irgendeine Auswertung bewegt einen Zeiger welcher dann in CO% eine Anzeige liefert. Irgendwann kam der Gesetzgeber auf die Idee, 3,5% CO im Abgas bei Leerlauf als das Maß der Dinge festzulegen. Wie sinnvoll das jetzt ist, brauchen wir nicht zu diskutieren, es ist einfach so. Wir merken uns aber, der Messaufwand ist relativ aufwändig, man braucht zwei Messkammern, eine doppelte Pumpe und Auswerte-Elektronik. Eine andere Möglichkeit ist, einen CO Sensor zu benutzen. Das macht es aber nur etwas einfacher, weil etwas Mechanik eingespart wird. Die CO Messung war schon in den 20ger Jahren möglich, weil, die Burschen damals waren nicht dumm. Wie das mit dem Lambdawert zusammenhängt, war schon vorher klar. Irgendjemand hat rausgefunden, dass CO in der Luft, die Phasenlage von polarisiertem Licht ändert. Je mehr CO im Spiel, desto mehr wird die Phasenlage gedreht. Das heisst, man vergleicht eine Lichtquelle mit zwei Messkammern. Die Differenz ist ein Maß für den CO anteil.

    Als mit der Katalysatortechnik angefangen wurde, hat man schnell festgestellt, der Kat ist nur effektiv in einem relativ engen CO oder Lambdabereich. Also, musste irgendeine Regelung her. Wenn man was regeln will, braucht man als erstes einen Indikator, also ein Ding welches irgendwas misst. So kam man auf die Lambdasonde. Da das ja in jedem Auto eingebaut werden musste, durfte das nicht viel kosten. Es kommt ja auch noch eine Regelungselektronik dazu. Also, hat man als erstes die sogenannte Sprungsonde entwickelt. Weil, es wurde festgestellt, es reicht völlig, wenn das Ding sagt: "zu fett", oder, "zu mager". Das lies sich auch recht einfach als Mess-Sonde herstellen. In der Praxis sieht das so aus, dass eine Sprungsonde bei Lambda 1,00 wenn man die an 12 Volt betreibt, exakt 1,00 Volt anzeigt wenn man die Spannung darüber misst. Eine Spannung unter 1,00Volt, wenn das Gemisch zu fett ist, und eine Spannung über 1,00 wenn das Gemisch zu mager ist. Liest sich schön, hat aber den großen Nachteil, diese Spannung ist leider nicht linear mit dem Lambda Wert. Die ideale Sprungsonde zeigt bei "zu fett" unter 1,00Volt, bei "zu mager" über 1,00Volt an. Das hat ja auch viele Jahre ausgereicht, weil, holla die Waldfee, ab ca 3000upm, wird JEGLICHE Abgasregelung abgeschaltet und man haut einfach den Sprit rein, was da durchgeht. Jetzt wurden aber die Abgasregeln wieder verschärft, weil, das Problem der ersten Regelung war die Zeitkonstante. Es dauert immer ein wenig, wenn die Sonde "Alarm" also fett oder mager meldet, bis das entsprechend im Auspuff erscheint. Das kennt vermutlich auch jeder, welcher beim TÜV schon mal gebangt hat, bis der rote Balken langsam weniger geworden ist und dann irgendwann in Grün umgesprungen ist. Also, hat man eine feinere Regelung gebraucht. "Drunter" oder "drüber" hat nicht mehr ausgereicht. Also hat man die Lambdasonden verfeinern müssen. Also hat man die Breitbandsonde entwickelt. Diese ist wesentlich komplexer aufgebaut. Eigentlich wieder ganz ähnlich wie die Mimik zum CO messen. Es sind auch 2 Messkammern, einmal eine, für die Umgebungsluft, die andere für das Abgas, nun vergleicht man wieder diese zwei. Das ist jetzt weitaus komplexer und verlangt einen deutlich höheren elektronischen Aufwand. Das geht nun nicht mal schnell mit einem Digitalvoltmeter. Dafür, misst aber eine Breitbandsonde wie der Name schon andeutet, einen breiten Bereich, also, zwischen zB Lambda 0,75 bis 1,50. Damit kann man nun recht genau und vor allem wiederholbar, sein Abgas, sprich die Vergasereinstellung messen.

    So, ich glaube, soweit ist das Thema Abgas und Messtechnik doch gar nicht mal soo schwierig und wir können uns jetzt der Praxis zu wenden.

    Teil drei wird über die praktische Anwendung der jeweiligen Methoden sein. Dauert aber wieder 2-3 Tage.


    Gruss und bleibt gesund

    Roland

  • Roland

    Hat den Titel des Themas von „Vergaserabstimmung mit Lambdasonden“ zu „Vergaserabstimmung mit und ohne Lambdasonden“ geändert.
  • Hallo Roland,

    die Idee hier Fachwissen zusammenzutragen finde ich gut und auch nötig.

    Du schreibst hier über verschiedene Messmethoden. :thumbup:


    Ich versuche jetzt mal ohne Fachwissen etwas zu klären:

    Als die Sprites und Midgets konstruiert wurden, waren Ingenieure am Werk. Sie haben mit ihrem damaligen Fachwissen einen Motor mit einem Satz Vergaser bestückt und auch 3 verschiedene Nadeln für diesen Motor gefunden. Sie werden mit ihrem damaligen Wissen diverse Testreihen gefahren haben um eine optimale Lösung zu finden. In wie weit ihnen die Ökonomen da reingepfuscht haben bleibt natürlich im Dunkeln. Ich weiß auch nicht ob sie nur schon vorhandene Nadeln benutzt haben oder neue entwickelt haben die zu diesem Motor am besten passen. Bei der Anzahl an Nadeln, die es insgesamt gibt denke ich, sie haben auch neue entwickelt.

    Versuchen wir jetzt mit neuen Messreihen die Arbeit diese Ingenieure zu verbessern? Dumm waren die nicht eher im Gegenteil, die wussten sehr wohl was sie taten! Sie haben es geschafft, dass diese Sprites und Midgets viel länger laufen, als sie sich jemals erträumt haben.

    Das meinte ich, als ich den Satz schrieb, wie ist mein Frosch nur 62 heworden?


    Als mein Frosch noch zur ASU musste wie der TÜV meinte, fragte ich den Prüfingenieur welche Daten er denn zu Grunde legen würde. Seine Antwort war, er muss dem Stand der Technik von damals (1958) entsprechen. Die nächste Frage blieb unbeantwortet.


    Ja, ich lese hier gerne weiter über die neuen Messmethoden, denn ich lerne auch gern dazu


    Schöne Grüße


    Ragnar


    Was hälst du davon, wenn wir das, was hier als fachlich richtig angesehen wird in einem Artikel zusammenfassen, den wir unter Artikel zusammenstellen. Wir nennen natürlich Ross und Reiter und der HInweis "auf eigene Gefahr" wird auch nicht fehlen

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