Hallo Roland,
alles richtig, was Du schreibst, ändert aber nichts am Problem.
Das Schmieröl bleibt beim Ausstellen, wenn überhaupt, dann nur in Resten an den Kolbenringen haften. Da der Motor beim Abstellen warm ist, ist das Öl dünnflüssig und folgt gerne der Gravitation. Hinzukommt ein weiterer schöner Effekt, nämlich der, dass beim Abstellen der Zündung der Motor noch einige Umdrehungen macht, bei denen er Gemisch aus den Vergasern ansaugt, das aber mangels Zündung nicht verbrennt. Hierdurch wird die Zylinderwand "gewaschen". Ebenso ist das bei mechanischen Einspritzungen. Deshalb wurde früher geraten, solche Motoren nicht über die Zündung auszuschalten, sondern durch "Abwürgen". Tatsache ist: Beim Kaltstart herrscht akuter Ölmangel im Zylinder und, da es keine direkte Ölversorgung gibt, dauert es eine Weile bis sich ein ausreichender Ölfilm bildet. Wenn ich heute bei Frost nach längerer Standzeit meinen MKIII mit 20W50 Öl startet habe ich richtig Schmerzen.
Dass sich im Ölanzeigegerät oder dessen Zuleitung nach dem Abstellen ein Luftpolster bildet, habe ich noch nicht gehört. Sicher ist aber, dass sich Öldruck nicht schlagartig mit der ersten Kurbelwellenumdrehung aufbaut. Das dauert insbesondere bei kalten Temperaturen und den für unsere Fahrzeuge geeigneten Schmierstoffen schon ein paar Sekunden.
Für alles, was in Lagerschalen läuft ist Öldruck erforderlich, also insbesondere für die Kurbelwellenhauptlager und die Pleuellager. Ohne ausreichenden Druck entsteht keine Schmierung, die die Lagerstelle aus den Lagerschalen hebt. Deshalb ist ja auch der Öldruck ein wichtiger Indikator für den Motorzustand.
Zum Thema Kolbenbolzen als Axialausgleich werde ich noch forschen.
Vielen Dank für den interessanten Austausch.
Triefend aus dem Ölsumpf
Jörg